Glückzuwünschen zum Jubiläum der Pilgerfahrten der Freude im Dorf Vysoká nad Uhom bedeutet zu sehen, sogar mit angehaltenem Atem Wachstum und Entwicklung zu verfolgen (wie wir es bei Kindern, Schülern oder Studenten tun). Ich wurde zu diesem Ort von den persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen der Menschen angezogen, die fasziniert oder von etwas Neuem, bis jetzt unbekannten angesprochen wurden. Dies ist das erste interessante Attribut von „Spiritus Loci“. Die Ewigkeit und Direktheit eines jungen Menschen flüstern mir auch jetzt zu, anstatt von langen Sätzen ein paar Punkte zu erfassen, die ich als großen Segen und ein Geschenk empfinde.
- Junge Menschen brauchen den Glauben und hochwertige Impulse für ihr persönliches Wachstum. Die finden sie hier in einer neuen, attraktiveren Form. Hin und wieder etwas Außergewöhnliches und Feierliches zu überleben kann nicht schaden. Wenn sie nach Hause zurückkehren, können sie, gar müssen sich allem, was sie erlebt haben, stellen. Das Buch der Zeugnisse, das Sie in der Hand halten, ist dessen Beweis.
- Dieser Ort ist vor allem auf dem Gebets- und Sakramentenleben aufgebaut, also ohne Angst vor dem Anderssein. Gerade hier wird in der Gemeinschaft der Raum für Vertiefung seines geistlichen Lebens gegeben (viele junge Menschen, die ihren Glauben voll leben wollen, sind auf Orten, wo sie leben, schwergeprüfte Einzelgänger).
- Neben der besonderen Idee der Reinheit durch die Geschichte von Anka Kolesárová kann man hier die Universalität der Kirche erleben. Die gemeinsamen Feier der Eucharistie, die häufigen Besuche von Bischöfen und vielen Priestern, junger Eheleute und weiterer Menschen, die nicht zögern Zeugnis abzulegen (auf eine natürliche Weise, wobei viele zu stillen und authentischen Vorbildern werden!) verleihen den Pilgerfahrten eine dynamische, doch außergewöhnliche und notwendige vereinigende Linie.
- Die Medienzeit unterschiebt uns raffiniert, dass alles „normal ist, weil es alle so tun“. Die astronomische Zunahme von Teilnehmern der Pilgerfahrten vor allem zu deren Beginn und in gewissem Maße Homogenität ihrer Strukturen (Ausgeglichenheit des Gebets, Diskussionen oder Teilen von persönlichen Erfahrungen in den Gruppen und gesellschaftlichen Freude-Programm) kreierten stufenweise Umgebung, in der „normal“ ist für einige dutzend Stunden zu beten, seine Beobachtungen und Probleme zu teilen (von Freitag bis Sonntag), an das Evangelium in seiner ganzen Schönheit, Dynamik sowie Radikalität zu glauben. Mit anderen Worten, ein Teenager, der weiß, dass eine reine Beziehung beim „Zusammengehen“ möglich ist, fühlt sich nach Rückkehr aus der Pilgerfahrt anders. Er weiß, dass Beten auf Knien zu seinem Gott und mit eigenen Worten nicht nur Sache ein paar naiver Mädchen ist, sondern auch einiger dutzend Jungen und dass das Dorf am Ende der Welt, wo nur ein Geschäft und eine Kneipe ist, wo die Fliegen sich umdrehen und wo sich Füchse Gute Nacht sagen bedeuten kann – und oft in den vielen Jahren auch bedeutete – Anfänge der Veränderung des Menschen
- Das Evangelium ist eine Freudenbotschaft. „Ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger.“ (Heiliger Philipp Neri) Freude bereits in der Kopfzeile der Pilgerfahrt ist ein entscheidender und Schlüsselmoment, der den jungen Menschen mitreißt und unverwechselbare „Kredite“ und Gewinne in seine Seele bringt. Das alles kommt in der Zeit, wenn er noch formbar ist. Die zehnjährige Existenz der Pilgerfahrten und das Bekannte „Weil an den Früchten man den Baum erkennt“ (vergl. Mt 12, 33) ist eine unmittelbare Verifizierung der Authentizität: in Vysoká fanden viele ihren Lebenspartner und sind einig nicht nur in der Gruppe oder bei der Samstag-Adoration auf der Pilgerfahrt sondern auch in der Erziehung der eigenen Kinder und Erleben der gemeinsamen Werte. Ich habe keine Zweifel an Früchten dieser Familien in der Kirche.
- Das Dorf Vysoká als „Dörfchen der Jugendlichen“ bietet während der Treffen wichtige Erfahrung des Dienstes und Engagierens in der Kirche – Animateure, technische Hilfe, Gebetsteam… Das alles hinterlässt Spuren – wenn diese Bemühung richtig geführt und gerichtet ist, erhöht sie Gott-Empfindlichkeit und fruchtet in der Veränderung. Der junge Mensch stellt hier fest, wessen er fähig ist und sieht das Gute, das er in sich birgt, weil er motiviert ist, es gleich den Anderen zu bieten.
Ich reiste mal mit einem Studenten aus Košice in einem Zug, der den Dienst des Toningenieurs und Technikers anbot. Es war sein einziger Berührungspunkt und Grund, auf der Pilgerfahrt dabei zu sein. Er wurde gebraucht. In ihm wurde das Vertrauen und Zuverlässigkeit gegeben, obwohl er nicht besonders gläubig war. Was er dort sah und erlebte, war sein erster Kontakt mit der geistigen Welt. Ich weiß nichts über seine nächsten Schritte. Gott weiß es. Auch an dem Beispiel dieses Jungen sowie vieler Anderen, die „durch Zufall“ auf den Pilgerfahrten erschienen oder ihren Freund oder Freundin begleiteten, ist auch die ebenso wichtige evangelisierende Dimension dieses „Gott-Projektes“ offensichtlich.
- Vysoká hat die Pilgerfahrt-Dimension in sich. Wenn ich auf eine lange Reise gehe, das Opfer in sich und eine gewisse mit der Pilgerfahrt verbundene Anstrengung bereiten mein Inneres auf Aufnahme kostbarer Werte und Gnaden vor.
- Vysoká ist ein Ort der Versöhnung. Die Atmosphäre der „Reinheit“ ist einladend. Als der Beichtvater auf einigen Pilgerfahrten wurde ich mir der Herrlichkeit der Sehnsucht des jungen Menschen nach der Wahrheit und Schönheit, die in uns der Gott einfügt, bewusst. Das Angebot der Sakrament-Versöhnung begegnet hier der Aufrichtigkeit, Wahrheit, Entscheidung auf sich selbst zu arbeiten.
- Offenheit gegenüber dem Neuen. Die Anfänge der Kommunität Taizé während des zweiten Weltkriegs in den Süden Frankreichs waren sehr einfach. Bruder Roger kam in das kleine Dorf mit dem Ziel die Gemeinschaft mit Gott intensiv zu erleben und zu beten. Nach einigen Dutzenden Jahren fingen an Gruppen von Jugendlichen diesen Ort zu besuchen. Heute ist das eine Kommunität von hunderten von Brüdern, die im Sommer wöchentlich ca. zwei-drei tausend junge Menschen aus ganz Europa und der Welt empfängt. Die ursprüngliche Absicht war anders, sie waren jedoch dem Neuen offen. In einer ähnlichen Optik nehme ich die Offenheit von Vysoká und ihre Entwicklung wahr: zu den Pilgerfahrten der Freude für Teenager kamen die Pilgerfahrten der Reife, Pilgerfahrten der Familien und Pilgerfahrten der Veränderung hinzu.
- In der Nachfolge Christi kann man an den Menschen in den Evangelien, die von seiner Person betroffen wurden, interessante Brechungen sehen: „Rabbi, wo wohnst Du? Kommt und seht!“ (vergl. Jn 1, 38n). Der von Gott betroffene Man ändert plötzlich seine Pläne, seine Richtung und will bleiben. Er weiß noch nicht warum, aber er möchte weiter, tiefer mit Meister gehen. Die Existenz von Domček ist, denke ich, eine wichtige Antwort gerade auf diese Sehnsucht. Eine unverbindliche Erfahrung des Kommunitätslebens, Möglichkeit in den Dienst und das Werk in Vysoká intensiver eingebunden zu werden, ist eine wertvolle Gelegenheit seine Berufung zu erkennen, Gottes Anwesenheit zu erleben und seine Feinsinnigkeit auf Gott, geistliche Welt und Werte intensivier zu machen. Die Atmosphäre der Akzeptanz und Liebe ist daher geradezu unausweichlich.
Was kann ich noch zum Schluss sagen. In einer Ausgabe von PR@SKu (Bulletin der Freude-Pilgerfahrt) habe ich diesen Ort zu einem der einzigartigsten wegen einer interessanten Tatsache hinzugefügt: Vysoká nad Uhom liegt fünfeinhalb Kilometer von unseren östlichen slowakisch-ukrainischen Grenzen. Das bedeutet, dass der junge Pilger die ausgehende Sonne unter den ersten in der Slowakei sieht, sagen wir mit 10-12 Minuten Vorsprung im Vergleich zu Bratislava. Die Osterliturgie vergleicht den auferstandenen Christus geradu zu der ausgehenden Sonne, zu dem Morgenstern. In die Vysoká zu kommen bedeutet also Vorsprung zu gewinnen: den astronomischen, und ich bin überzeugt, dass hunderte, sogar tausende von jungen Menschen auch den persönlichen und geistlichen Vorsprung.
Ich wünsche diesem Ort, dass mit Gott und seinen Gnaden, dem Schatz seines Wortes und auf die Zusprache von Anka Kolesárová er weiterhin ein Ort mit Geist bleibt, seinen einzigartigen und unveränderbaren Spiritus Loci. Spiritus Christi.
ThDr. Juraj Sedláček, PhD., Hochschulkaplan in Trenčín, 2009